Was ist eigentlich Ostern? Und warum die Eier? Der Hase?
Um genau zu sein weiss ich das auch nicht so genau, aber genau genug um alle zu verwirren, zumal die Verwirrung schon anfaengt wenn man sagt 'Paskalya', was die türkische Übersetzung für 'Ostern' ist, was aber die Mehrheit leider nicht kennt und somit fragt, wie man das denn in türkisch nenne. Fraglos dann nach der Antwort, Paskalya ist das türkische Wort. Das ein oder andere Kind hat es wohl nicht verstanden.
Genau so wenig, wie sie verstanden haben, dass man die Eier erst bemalt und dann isst. Und zwar nicht gleich danach, nicht, wenn die Farbe noch nicht mal getrocknet ist. Und verstecken? Wozu denn?
Da war es schon einfacher die Erwachsenen oder die, die denken sie seien es, von unseren Osterbraeuchen zu überzeugen, wobei auch die das Suchen nicht so ganz gewöhnt sind.
Wochenende am Kümbet, wieder mal zwei Arbeitstage dort, es gibt immer was zu tun, und sonntags Eiersuche, was jeder auch begeistert mitgemacht hat, wahrscheinlich deshalb weil Frühstückszeit war und ungefaehr so: Ich suche von meinem Standpunkt aus, und drehe mich im Kreis und frage: Wo hast du die denn versteckt? und vielleicht kann ich mich manchmal auch bücken oder recken um die Eier zu entdecken...
Am Abend davor dreht sich unser Schaf sechs Stunden lag über dem Feuer, stets bewacht, im Auge behalten, Fetttröpfchen löst sich, Brot zur Hand, nichts darf verloren gehen und letztendlich nach dem Arbeiten - Holzverkleidung für das Haeuschen- kein Pardon bis zum Skelett.
Dieses Wochenende gleich nochmal hin, in die Berge, jetzt immer öfter, jeder liebt den Ort an dem die Zeit eine andere ist, der rauschende Bach jeden Tag seine Uferlinie aendert, die Farbe der Erde sich alle zwei Meter aendert -man denke an das bunte Grundgestein-, wo bald Pflaumen, Datteln, Feigen und Mandeln zu ernten sind, wo das in Handarbeit gebaute Haeuschen steht, an dessen Türe der Lehrer Selcuks, ein alter Mann mit weissem Haar und lederner Gesichtshaut, in dem die Lach- und Denkfalten unauslöschliche Spuren hinterlassen haben, ein weiser Mann, ein Gedicht Goethes geschrieben hat, auf deutsch, denn das spricht er fliessend und so klar, als lese er aus einem Roman Hesses:
Über allen Gipfeln
ist Ruh,
in allen Wipfeln
spürest du
kaum einen
Hauch;
die Vögelein schweigen im Walde,
warte nur, balde,
ruhest auch du.
Goethe
Tatsaechlich glaubt man dort an die Stille. Man glaubt sie gefunden zu haben. Aber eigentlich ist dort keine Ruhe über den Gipfeln, ist dort ein Hauch in den Wipfeln, singen die Vögelein im Walde. Aber ist das nicht trotzdem Stille?
Und wir wollen Hühnchen essen aber keiner hat es gekauft und wir fahren und halten auf dem Weg, mal dort mal da und man schickt uns mal dort mal da hin und dann finden wir keins und fahren in die Berge und halten, wie immer, in dem kleinen weissen Dorf, dass sich so fest an den Hang schmiegt, dort, wo ich die Woche davor auf einem Esel durch die von der Industrie vergessenen Strassen geritten bin, wo Schafe maehen, zum Teetrinken und erzaehlen unser Problem den dort Wohnenden, von denen uns manche bereits kennen.
Und ein Mann lacht und geht in seinen Hof, kopft zwei Hühner, gibt uns noch einen Blechbehaelter mit, damits auch richtig gut wird, am Feuer, und drückt uns das eben noch wild gackernde Tier in einem Plastikbeutel in die Hand. So ist das.
Wusstet ihr das Hühner auch ohne Kopf noch laufen können?
Und dann muss ich noch sagen, dass Dörfer wie diese am Wochenende tendenziell bevölkerungsreicher sind, denn die Kinder arbeiten in den Staedten. Oft. Nicht immer. Ich habe mit Mediha auch zwei Kinder besucht, der Junge dreieinhalb, mit dem Hammer in der Hand baut er eine Leiter, als er die von uns mitgebrachten Malbücher sieht darf er aber spielen. Aber er arbeitet. Da gibt es die Fragen mit dem W nicht.
Wieder wir. Federn überall nach dem entfedern. Und etwas anderes: Geschirr spülen am Bach. Spülmittel ist Sand. Teller im Sack über dem Rücken laufen wir ans Ufer. Wie nostalgisch.
Dazu am Kümbet das Gedudel alter türkischer Kunstmusik aus 45er Schallplatten auf Plattenspieler. Eine schwarze Scheibe, ein Lied.
So ist das.
Und hier: In einer Kneipe haengt ein Plakat: 25 Dinge, die du in der Türkei getan haben musst, bevor du von der Welt gehst. Punkt 25.: Sei eine Weile Teil des dynamischen Lebens Eskişehirs.
1 Kommentar:
gratulation, gelungene Osteraktion ;)
Ich hab kein einziges gesehen, Ei, meinte ich. Außer das Original-Milka-Schocko-Krokant-Ei, welches mir Gunnar in die Hand drückte.
Ich nehme an dir geht es gut, ne, ich gehe davon aus, ich bin mir sicher ;)
Und was mein Schreiban anbelangt, so untätig bin ich nicht, auch wenn es eher selten ist.
Wann gehts denn eigentlich wieder heim? Ich fülle zur Zeit meinen nicht vorhandenen Kalender mit Dingen, die ich im Sommer machen will, und dazu gehört auch ein Besuch bei dir dazu, wenn du damit einverstanden bist.
hast du jedoch keinen Fahrstuhl zu Hause, werde ich mir ein anderes Ziel aussuchen.
Aloa He und Adjö
der Andreas
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