Es ist nicht einfach für mich, die türkische Sprache zu lernen.
Die Sprache, deren Grammatik dem Türkischen am meisten ähnelt sei die Japanische, wurde mir gesagt. Dass die Grammatik sich stark von den uns vielleicht eher bekannten Sprachen unterscheidet, ist mir inzwischen mehr als bewusst.
Ich lerne ein Wort und kann es nicht benutzen, weil ich nicht weiß, wie ich es in einen Satz einbauen muss. Ich beginne einen Satz nur um nach der Hälfte festzustellen, dass die Sache so nicht funktioniert, weil ich wieder einmal vergessen habe, dass es im Türkischen keine Relativsätze gibt.
Aber es ist erstaunlich, auf welche Art und Weise man eine Sprache lernt, wenn man sie lebt. Inzwischen tritt immer häufiger die Situation ein, dass ich bei englischen Gesprächen irgendwann sagen muss: Das englische Wort kenne ich nicht, nur das türkische. Weil sich das Lernfeld im Vergleich zu der Sprache, die man in der Schule lernt, verschiebt. Weil ich in der Natur bin und die Baumnamen lerne, oder die Namen der Sternbilder, oder die Namen der Cavingausrüstung und aller möglichen Speisen. Weil man unterwegs ist und auf Dinge zeigt und sie benennen will, auf Praktisches, Sichtbares, und nicht auf Theoretisches. Weil man Gespräche zwischen Menschen führt.
Drei Dinge gibt es zu lernen. Das Zuhören, das Reagieren und das eigenständige Sprechen.
Das Zuhören fordert enorme Konzentration, weil ich normalerweise noch zu wenig Wörter kenne um ganze Sätze zu verstehen. Beobachten und der Kontext hilft um mitzuverfolgen, wie sich ein Gespräch entwickelt. Wissenschaftliche Gespräche sind oft einfacher. Wenn ein Biologe und ein Physiker über den Grund des Glücklichseins reden und Wörter wie Synapsen und Transmitterstoffe und Peptide und Quantenphysik benutzen, dann ist es auf einmal einfach zu folgen. Wenn ich direkt angesprochen werde brauche ich mehr Zeit um zu verarbeiten, ich werde aus der Beobachterrolle herausgerissen in der still nachdenken und analysieren kann, um was es geht, eine Reaktion wird erwartet, wenn möglich sofort in Form von selbstständigen Sprechen. Manchmal antworte ich Englisch auf die türkischen Fragen, die ich verstehe, oft braucht es auch nicht mehr als ein "ja" oder "nein".
Türkisch spreche ich mit denen, die kein Englisch können - ich bemerke Fortschritte und sich derer bewusst zu werden tut gut.
Ich bin nicht mehr verloren alleine auf der Straße, ich kann immer öfter mitlachen und zuhören. Und danach erschöpft sein von der Konzentration, die ich für das Verständnis eines Gesprächs aufbringen musste. Aber Motivation ist da, genug. Vor allem, wenn man den eigenen Name im Gespräch vernimmt.
Spontan
vor 13 Jahren