
Die Stadt, in der ich acht Monate verbringen werde, liegt im westanatolischen Binnenland, Karstgebiet. Eskisehir; wobei ich an das zweite "s" einen Haken setzen müsste: man spricht es dann als "sch".
Alles, was ich bisher von der Stadt weiß beschränkt sich auf ein paar Bilder, die ich gesehen habe und die Erzählungen der Freiwilligen des letzten Jahres. Zwei Universitäten, einige ERASMUS-Studenten, ein westliches Erscheinungsbild. Und daneben die immer gegenwärtige, türkische Kultur, oder das, was wir als solche bezeichnen würden. Erwähne ich die Stadt vor türkischstämmigen Deutschen, wird deutlich, dass die Region aufgrund ihrer Höhlen bekannt ist.
Mit eben diesen werde ich mich auch während meines Aufenthalts beschäftigen. Eine Gruppe von Höhlenforschern soll im Auftrag des Umweltministeriums Höhlen kartieren. Und sie für die Forschung zugänglich machen. Ich darf mithelfen.
Der weitaus größere Teil meiner Freiwilligenarbeit wird sich in einem anderen Bereich abspielen. Waisenhaus. Zwölf- bis Zwanzigjährige Mädchen, alle Auszubildende oder Schülerinnen. Sie haben kaum jemanden, der etwas mit ihnen unternimmt, sich um sie kümmert, ihnen zuhört. Diese Aufgabe werden Raima, meine 23-jährige Mitfreiwillige, Psychologiestudentin aus Litauen, und ich versuchen zu übernehmen. Wir sind erst die zweiten Freiwilligen in diesem Projekt, die Aufgabe wird sicher nicht immer einfach sein.
Die Mädchen sprechen nur Türkisch, ich bisher nicht. Zwei Stunden Türkischkurs pro Woche an der Uni in Eskisehir sollen helfen, aber der Alltag ist wahrscheinlich der bessere Lehrer.
Nach dem achtmonatigen Freiwilligendienst möchte ich mir Zeit nehmen, um andere Gebiete der Türkei kennen zu lernen. Wie lange ich dann tatsächlich in der Türkei bleiben werde steht demnach noch lange nicht fest.
Jetzt geht das Warten weiter: Das Warten auf das Ausreiseseminar, auf die für die Anmeldung benötigten Unterlagen, auf die Abflugdaten. Man gewöhnt sich daran.